Das von der DFG-geförderte Kooperationsprojekt von Soziologie und Zeitgeschichte untersucht am Beispiel des Schlafs, wie Wissen in unterschiedlichen historischen und zeitgenössischen Kontexten für Experten und/oder Laien Geltung erlangt. Das Projekt verzahnt in drei Teilstudien eine Analyse der Wissensgenerierung (a) im Schlaflabor seit den 1970er Jahren (Prof. Dr. Hannah Ahlheim), (b) im zeitgenössischen Alltag des Schlaflabors (Prof. Dr. Dariuš Zifonun) sowie (c) im Kontext der digitalen Selbstvermessung zum Schlaf (Prof. Dr. Nicole Zillien). Die eng aufeinander abgestimmten Teilprojekte gehen jeweils der Frage nach, durch welche Praktiken, Technologien, Mess- und Darstellungsverfahren (Quantifizierung, Visualisierung, Narration) bestimmten Formen des Schlafwissens Deutungsmacht verliehen und Geltung zugeschrieben wird. Die Studie erfolgt in enger Kooperation mit den Schlaflaboren in Marburg, Zürich und Berlin.
Schlafwissen. Zur Wissensgenerierung in Schlaflabor und Sleeptracking
Das Gesamtprojekt leistet damit einen Beitrag zum besseren Verständnis einer Gesellschaft, die sich durch eine genuine Verunsicherung ihrer Gewissheiten charakterisieren lässt und deren Alltagsleben zunehmend wissenschaftliches Orientierungs- und Entscheidungswissen erfordert. Indem die Untersuchung am Beispiel der Generierung von Wissen über Schlaf die soziale und historische Bedingtheit scheinbar „gesicherten“ Wissens in den Blick nimmt, beleuchtet und hinterfragt sie grundlegende Macht- und Entscheidungsstrukturen der modernen Gesellschaft. Die Kombination zeithistorischer und soziologischer Ansätze ermöglicht es dabei, die auf beiden Feldern geführten Debatten um die Produktion und soziale Konstruiertheit von Wissen, um die Bedeutung des Quantifizierens und Visualisierens von Wissen und um die Genese des modernen Subjekts zusammenzubringen.